© „Blick auf den Großen Bettelwurf vom Übergang nach dem kleinen Bettelwurf aus“ -Martin Schmidt

Klettersteig-Wochenende Bettelwurf

10.08.2025

Vier Mitglieder der Sektion Gangkofen haben sich am letzten Wochenende auf den Weg gemacht und den Teil des Karwendels rund um die Bettelwurfhütte auf Klettersteigen erkundet.

Für den Tourenleiter Martin Götz war es der dritte Anlauf, eine Übernachtung auf der Hütte zu bekommen. Dieses Jahr klappte es, allerdings im August. Die Aussage eines „Locals“ – „Im Hochsommer geht man da nicht hoch“ – stimmte uns darauf ein, was uns an den zwei Tagen erwarten sollte: Dauersonne, Gluthitze und Saunabaden in den Latschenfeldern.
Davon abgesehen wurden es zwei äußerst abwechslungsreiche Tage in hochalpiner Umgebung.
Am ersten Tag sind wir mit dem Vereinsbus zum Parkplatz Halltal oberhalb von Hall in Tirol gefahren. Von dort aus sind wir - noch im Schatten - über die Fahrstraße bis zum Abzweig an der zweiten Ladhütte gelaufen und dann weiter bis zum Einstieg des Absamer Klettersteigs..
Schon um 9 Uhr lag der gesamte Fels in der Sonne, da er südseitig ausgerichtet ist. Der Klettersteig ist mit dem Schwierigkeitsgrad C angegeben, unserer Einschätzung nach ist er aber etwas schwerer. Das liegt einerseits an der Länge des Klettersteigs und andererseits an dem Gestein selbst. In diesem Bereich ist das Gebirge derart gefaltet, dass fast alle Trittstellen leicht geneigt sind. Ohne künstliche Trittstufen ist somit ein ständiges, sorgfältiges Steigen erforderlich. Im Vergleich zu einer früheren Begehung wurde eine Seilbrücke zum Steig hinzugefügt. Deren Seile sind besonders locker gespannt. Während dies für die einen nur ein spaßiges Schwanken war, verursachte es bei anderen ein grausiges Schaudern.
Das Ende dieses Steigs ist leider nicht das Ende der Tour. Ab hier beginnt der Saunaweg durch die Latschen. Immer die Fahnen der Hütte im Blick, geht es so gut eine weitere Stunde bergauf.

Für die ankommenden Klettersteiggeher und die noch zahlreicheren Wanderer, die den Karwendel-Höhenweg begehen, steht ein Zuber mit frischem Quellwasser bereit. Einige haben diese Art der Abkühlung sogar mit einem Tauchbad genossen. Wir haben uns mit mehreren Kaltgetränken von der Theke abgekühlt.
Die Bettelwurfhütte ist noch sehr ursprünglich und verfügt noch nicht über Duschen, dafür aber über ein Trennklo mit ausführlicher Bedienungsanleitung. Das Essen ist wirklich ausgezeichnet. Und die Wirtsleute sowie das Personal sind wirklich super freundlich.

Am nächsten Morgen brachen wir zu viert auf, da Martin S. auf der Hütte auf uns wartete. Am Vormittag war es auf jeden Fall angenehmer, was die Temperatur betrifft. Schließlich liegt man ja auch deutlich höher. Dies sollte sich am Nachmittag beim Abstieg leider ändern. Dann kamen wir wieder auf unsere Kosten, als wir ausgiebig in den Latschen saunieren durften.
Gleich hinter der Hütte beginnt der Aufstieg auf einem grasigen Rücken hinauf zu den ersten Felsabsätzen des Kleinen Bettelwurfs. Dort wartete eine Gams mit ihrem Kitz auf uns. Die Klettersteigstellen sind einfach und nicht lang und werden von Geh- und kurzen Kletterpassagen unterbrochen.
Wir unternahmen den Versuch, den Gipfel des Kleinen Bettelwurf zu besteigen. Da wir anfänglich durch eine alte Markierung fehlgeleitet worden waren und aufgrund der langen Dauer der Tour brachen wir auf halbem Wege ab und gingen gleich weiter zum Verbindungsgrat zwischen Kleinem und Großen Bettelwurf.
Die Klettersteigstellen am Großen Bettelwurf sind um einiges schwerer (Schwierigkeitsgrad bis D), da das Seil vielfach senkrecht verläuft. Der äußerst abwechslungsreiche Weg, unterbrochen von einigen kurzen Kletterstellen, führt meist am Grat entlang hoch zum Gipfel des Großen Bettelwurf.
Dort angekommen, konnten wir bei der Gipfelrast das prächtige Panorama des Karwendelgebirges bestaunen.
Der Abstieg führt über den versicherten Eisengattergrat recht steil auf einen südlich ausgerichten Rücken hinab. Von dort aus ging es in einem langen Bogen zurück zur Bettelwurfhütte.
Bei der Einkehr stärkten wir uns und packten den dort deponierten Teil unserer Ausrüstung wieder in die Rucksäcke.

Um 14:00 Uhr stand die Sonne ziemlich genau im Zenit und heizte die Latschen für uns vor. Der Abstieg war eine echte Herausforderung, bei der wir voll konzentriert sein mussten, weil der gestufte Fels des Weges recht schwierig zu begehen war.
Nach einer Verschnaufpause in einem schattigen Winkel des Weges ging es hinab zur Schuttreiße des Bettelwurfkars. Erstaunlicherweise war der Schotter – zumindest im Abstieg – sehr gut begehbar, so dass wir deutlich schneller zur Teerstraße zurückkamen.
Am Wochenende fährt das Wandertaxi stündlich den geteerten Weg zum Ausflugsziel St. Magdalena hoch. Als wir an der Teerstraße ankamen, fuhr das Taxi gerade am Haltepunkt vorbei.
Kurzentschlossen nahmen wir für die restlichen Abstiegsmeter das Taxi. Das sparte uns gut eine halbe Stunde Gehzeit. Trotzdem kamen wir recht spät, erst gegen 21 Uhr, mit dem Vereinsbus wieder in Gangkofen an.

Fazit: Es waren zwei wirklich tolle Tage. Beim nächsten Mal würden wir vermutlich den leichteren Abstieg über die Herrenhäuser wählen. Das Saunieren in den Latschen war auf jeden Fall eine Erfahrung.

Die Teilnehmer: Melanie Loher, Martin Schmidt, Martin Schnellberger, Alfred Gangkofner und Martin Götz (Tourenleiter)